Erfahrungsbericht

Marit, Samstag, 27. März 2010, 22:08 (vor 5142 Tagen) @ KAtharina

» Hallo, liebe Forummitglieder,
nachdem fast 5 Monate seit meiner ersten Netzhaut-OP vergangen sind und ich relativ oft bei euch ins Forum geschaut habe, wollte ich euch ebenfalls an meinen Erfahrungen teilhaben lassen. Sie könnten interessant für euch sein, da ich nicht in Deutschland, sondern in Russland operiert worden bin.
Hier also meine Geschichte: Angefangen hat alles mit den üblichen Symptomen wie Blitze im linken Auge sowie muches volantes auf hellem Hintergrund. Da ich jedoch völlig ahnungslos war, bin ich erst nach ca. 6 Wochen zu einem Augenarzt gegangen. Dort stellte man beginnende Netzhautablösung sowie mehrere Risse fest und empfahl mir, mich sofort vor Ort (d.h. in Sankt Petersburg, wo ich derzeitig lebe) operieren zu lassen. In Russland gilt diese Krankheit als Notfall, so dass dich im Prinzip jedes Krankenhaus aufnehmen muss. Für mich kamen zwei Spezialkliniken in Frage. Ich habe mich dann für eine staatliche Augenklinik entschieden und wurde dann nach 3 Tagen aufgenommen. Vorher musste ich jedoch nachweisen, dass mein Gebiss saniert ist, da laut Aussage meiner Ärztin Netzhautablösung mit kariösen Zähnen zusammen hängen könne. Nach anderhalbtägigen Voruntersuchungen wurden mir beide Augen verbunden, mein Kopf wurde hochgelagert und ich durfte mich bis zur OP nicht mehr bewegen. Diese wurde dann erst am 5. Tag nach meiner Einweisung ins Krankenhaus durchgeführt. Bis dahin war das Wasser im Auge so gut wie abgeflossen. Die OP verlief ohne besondere Zwischenfälle – mir wurde eine Silikonplombe eingesetzt. Nach der OP musste ich weitere 3 Tage mit verbundenen Augen liegen und hatte strengste Bettruhe. Dann wurden sie aufgebunden, aber ich durfte nur zum Essen sitzen, sonst weiter liegen, nach weiteren 2 Tagen durfte ich zur Toilette gehen und schließlich aufstehen. Insgesamt lag ich 14 Tage im Krankenhaus. Während des gesamten Krankenhausaufenthaltes durfte ich nicht duschen, keine Haare waschen, nichts Hartes essen.
Als ich nach Hause entlassen wurde, sollte ich die erste Woche noch viel liegen, ich durfte rein gar nichts im Haushalt machen, lesen und fernsehen waren für 2 Monate verboten. In der zweiten Woche durfte ich mit zugeklebten Auge (später nur noch mit 25% abgedunkelter Sonnenbrille aus Glas), warmer Kopfbedeckung und in Begleitung für ca. 15 Minuten rausgehen. Außerdem waren 2 Monate lang verboten: Konzerte, Theater, Haustiere und kleine Kinder in der Wohnung, Berufsausübung, selbst Auto fahren, mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren, schwer heben, am Auge reiben, nach unten schauen, Wasser im Auge, Kontaktlinsen (bis zu 6 Monaten, danach nachts Vitamine ins Auge tropfen), Brille, Schminken, Sport (bis zu 6 Monaten), Haare fönen, Sauna und heiße Wannenbäder (1-2 Jahre), harte Sachen (z.B. Nüsse) essen, Mineralwasser mit Kohlensäure, Alkohol. Ich habe die ersten 4 Wochen nach der OP fast nur gelegen und im Prinzip nichts gemacht.
Eine nochmals besonders kritische Phase ist laut meiner russischen Ärztin der Zeitraum zwischen dem 30. und 40. Tag nach so einer OP. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich zu Hause nochmal strenge Bettruhe und durfte auch nicht spazieren gehen. (In dieser Zeit haben sich die Fäden aufgelöst, was ich durch ein Brennen im Auge bemerkt habe. Die Gefahr einer erneuten Netzhautablösung ist zu dieser Zeit wohl am größten.)
Nach diesem Zeitraum durfte ich so langsam wieder anfangen, leichtere Hausarbeiten zu erledigen – leicht heißt, eine Kartoffel schälen, einen Teller abwaschen etc. und das Ganze habe ich dann so nach und nach gesteigert.
Insgesamt war ich 3 Monate krank geschrieben. Mit Lesen, Computer, TV habe ich nach 2 Monaten langsam wieder angefangen – 45 Minuten lesen, dann Pause. Das habe ich so langsam gesteigert. Nach wie vor esse ich nichts Hartes, Alkohol soll ich nur in reiner Form trinken, heben bzw. tragen nur bis zu 4 kg möglichst am Körper verteilt. Fliegen hat mir die Ärztin relativ schnell wieder erlaubt. Beim Starten und Landen soll ich den Mund öffnen. (Allerdings bin ich bisher nicht wieder geflogen.) Zug fahren ist wegen der Erschütterungen angeblich problematischer als Fliegen. Lesen im Zug oder im Bus ist verboten, auch soll ich nicht seitlich aus dem Fenster sehen. In Zukunft soll ich möglichst alle Extreme vermeiden, d.h. z.B. auch im Winter nicht in die Hitze fliegen. Das betrifft auch den Sport – verboten sind alle Ballsportarten, Jogging, schwere Gewichte, ins Wasser springen etc.
Momentan gehe ich alle zwei Monate zur Kontrolle, es werden immer beide Augen kontrolliert. Bei Bedarf wird hier in Russland eine prophylaktische Lasertherapie am nicht operierten Auge gemacht. Bei mir war das jedoch nicht notwendig. Bis 4 Wochen nach der OP habe ich noch Medikamente eingenommen und getropft, jetzt nehme ich nur noch Vitamine ein.
Soweit mein Erfahrungsbericht. Solltet ihr noch Fragen haben, so beantworte ich sie gern. Ansonsten allen alles Gute!


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