Epirentale Gliose

Hessebub, Dienstag, 21. Juni 2016, 13:57 (vor 2838 Tagen) @ Wasterl

Hallo Wasterl,

ich wurde am 27.5.2016 wegen der epiretinalen Gliose
in der Univers.Augenklinik in Mainz in Vollnarkose operiert.
Gleichzeitig wurde meine Linse wegen Grauem Star
durch eine Kunststofflinse ersetzt. Die OP
dauerte 1 Stunde und verlief ohne Komplikationen.
Ich verbrachte 3 Nächte stationär in der Klinik.
Zu der Augenklinik in Chemnitz kann ich logischerweise
nichts sagen. "Nichts" bedeutet hier primär
aber NICHTS NEGATIVES.

Ich rate Dir, hab' Vertrauen!
Die Graue Star OP ist eine Routine-OP...
also nix kompliziertes. Die Gliose-OP ist zwar deutlich komplexer...
aber inzwischen für erfahrene Augen-Chirurgen
auch kein Neuland.
Diese Leute verstehen üblicherweise ihr Handwerk.

Die Frage, ob und womit der Glaskörper nach
Entfernung des Inhalts wieder verfüllt wird,
hängt davon ab, wie die Beschafenheit
der Netzhaut ist.

Im Regelfall (also, wenn die Netzhaut dicht
anliegt und nicht an- oder eingerissen ist)
wird - nach meiner subjektiven Information und
Erfahrung als Patient - der Glaskörper nach
einer normal verlaufenden Pars-Plana-Vitrektomie
(im Sprachgebrauch der Ärzte und des
Klinikpersonals "PPV" genannt) überhaupt
nicht verfüllt, weil der "zunächst" dann
leere Glaskörper innerhalb von max. 2 Tagen
von selbst mit körpereigenem Kammerwasser,
das sich automatisch im Auge bildet,
wieder aufgefüllt wird.

Gas oder Silikon-Öl wird nur dann verwendet,
wenn die Netzhaut wegen eines größeren Risses
oder aus anderem Grund droht, quasi in sich
zusammen zu fallen oder sich bereits abgelöst hat.
In solchen Fällen wird durch das Befüllen des
Glaskörpers von innen ein gewisser Druck
aufgebaut, um die Netzhaut wieder an ihre
Umgebung anzudrücken (also damit sie gut an
ihrem "Untergrund" haftet und nicht in sich
zusammenfällt). Silikon-Öl muß nach einiger
Zeit durch eine Folge-OP wieder entfernt
werden, weil es körperfremdes Material ist,
das vom Organismus nicht resorbiert werden kann.

Wie lange Gas im Glaskörper verbleiben kann,
weiß ich nicht. Allerdings kann eine Glaskörper-
Befüllung mit Gas unter bestimmten Umgebungsbedingungen
manchmal etwas problematisch sein,
weil sich das Gas in Abhängigkeit von den
Druckverhältnissen auf der Erde evtl. ausdehnen
kann. So sollte man deshalb z.B. nicht mit einem
Gas-befüllten Glaskörper in den Flieger steigen,
denn das Gas würde sich in großer Höhe des
Fliegers bei sinkenden Druck im Flieger ausdehnen,
was zu sehr starken Schmerzen im Auge führen würde.

Der Ersatz der Linse ist auch bei jüngeren
Menschen, die noch keine Linsentrübung haben
(Grauer Star) insofern sinnvoll, weil nach
einer PPV-OP oftmals eine Linsentrübung einsetzt,
die dann zu einer weiteren OP führen würde.
Deshalb macht man diese beiden OPs auch oft
gemeinsam in einer OP-Sitzung (bei mir war das
zumindest so).

Warum bei Dir zwei separate Termine
(für die Graue-Star-OP und die Entfernung
der Gliose) angesetzt sind, dazu kann ich nichts
sagen. Du kannst den Arzt ja einfach nach dem
Grund fragen...und sagst als Erklärung, daß
du erfahren hast, daß beide OPs bei einem anderen
Patienten, der dieselbe Diagnose hatte, in einer
OP-Sitzung gemeinsam durchgeführt wurden. Als
verantwortungsbewußter Arzt wird er dir dann sicher
eine plausible Erklärung zu deiner Frage geben.

Ich hoffe, daß meine Ausführungen für Dich
etwas Information beinhalten. Ich bin zwar
medizinischer Laie, aber immerhin Betroffener.
Meine Ausagen entsprechen zumindest meinem
subjektiven Kenntnisstand.

Abschließend noch ein kurzer Hinweis:
die Gliose (also diese Schicht von Ablagerungen...
oder dieses Häutchen) verhält sich ähnlich
wie ein Gummiband und zieht
an der darunter liegenden Stelle der Netzhaut,
die es quasi in Falten legt, so stark, daß die
Gefähr eines Einrisses der Netzhaut besteht...
und dann kann es zur Erblindung kommen!
Deshalb führt an einer PPV-OP mit Beseitigung
der Gliose (durch Abschaben, Abtragen oder
Schälen) kein Weg vorbei.

Ich rate Dir, laß es bald machen! Diese OP muß
bei der Diagnose "Gliose" in jedem Fall gemacht
werden!

Das Sehen ist mit dem operierten Auge nach
der OP zunächst noch verschwommen, denn die
Netzhaut wurde dort ja durch das Abtragen der
Gliose mechanisch ziemlich stark gereizt.
Es kann daher bis zu einem halben Jahr dauern,
bis sich eine spürbare Besserung des Visus
wieder einstellt. Ob der Visus wieder so gut wird,
wie vor der OP, kann jedoch niemand garantieren.
Man braucht eben viel Geduld.
Zu Deiner Ermutigung kann ich Dir aber sagen,
daß bei mir jetzt (also ca. 3,5 Wochen nach
meiner OP) bereits eine Besserung in meiner
subjektiven Wahrnehmung zu erkennen ist. Es
beginnt bei mir zu meiner großen Freude quasi,
daß ich mit dem operierten Auge schon wieder
etwas besser sehen und sogar auch wieder
deutlich besser lesen kann. Das empfinde ich ganz
subjektiv als eine enorme (Ver-) Besserung.

Ich wünsche Dir für Deine bevorstehende OP
viel Erfolg und Alles Gute!

Viele Grüße
Hessebub


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