unterschiedliche Verfahren bei Sehtests?

Black @, Kreis Groß-Gerau, Dienstag, 14. Februar 2017, 09:48 (vor 2621 Tagen) @ michaelb

Ich erinnere mich an eine Situation vor ca. 5 Jahren, als ich an einem Freitagmittag in meiner Praxis aufschlug wegen akuter Exsudationen, die aber sehr klein und punktuell waren, sich aber durchs ganze Auge zogen. Der Professor war schon auf dem Weg ins Wochenende und hatte keinen Anästhesisten mehr am Start für eine spontane FLA. Auf dem OCT waren keine Veränderungen erkennbar und er weigert sich daher- zu Recht! -, eine Injektion zu setzen. Ich wurde nach Bonn in die Ambulanz geschickt, wo das komplette Programm abgezogen wurde. Auch da zeigten sich erst bei maximaler Vergrößerung des Angiogramms die Quellpunkte. Es war eine ewige Diskussion, das weiß ich noch, aber letztlich hab ich die Injektion noch an diesem Tag erhalten.

Das sind Ausnahmen. Ich bin trotzdem noch in der zuvor genannten Praxis, denn ansich und regulär machen sie einen guten Job.

Die Ärzte müssen sich auf ihre Geräte und messbare Ergebnisse als festen Wert verlassen. Wenn keine Indikation besteht, haben sie keine Handhabe, irgendwas in die Wege zu leiten. Das hat weniger was damit zu tun, dass sie einem nicht "glauben". Zum anderen gibt es auch viele Angststörungen, die Symptome hervorrufen, die nicht meßbar sind. Was soll der Arzt da machen?! Im Idealfall macht er es so wie im Fall meiner Praxis und verweist mich an eine Klinik, die die Diagnosebedingungen, die zu einer weiteren Therapie führen, erfüllen können. Oder man hofft - wie in deinem Fall - dass man als Patient selber auf den Trichter kommt, sich eine andere Praxis zu suchen, die eine bessere Diagnostik bietet. Das Abwimmeln hat meistens was damit zu tun, dass sie besonders feine, individuelle Veränderungen nicht mit ihren zur Verfügung stehenden Geräten erfassen können oder es sich schlichtweg nicht zutrauen. Man muß auch die Seite der Ärzte beachten, sie haben eine hohe Verantwortung und nicht selten gibt es auch Patienten, die einem schnell nen Strick draus drehen und bei der Ärztekammer aufschlagen.

Ich kenne nun beide Seiten der Medaille und habe daher auch etwas mehr Verständnis für die Ärzteschaft. Dass es dennoch ignorante und wenig empathische Kollegen gibt, steht natürlich außer Frage. Aber ein generelles Mißtrauen finde ich absolut kontraproduktiv und belastet einen als Patienten mehr, als dass es hilft. Wenn ich ständig das Gefühl hätte, dass nicht alles notwendige getan worden wäre, wäre ich schon längt in der Klapsmühle gelandet.Das macht einen auf Dauer kirre. Und es ist nun mal so, dass Diagnostik und Therapie gerade in der Augenheilkunde nur bis zu einem gewissen Grad möglich ist und vieles eben (noch) nicht getan werden kann. Aber andererseits verfügt der Körper auch über ein enormes Maß an Selbstheilungskräften, die nicht zu unterschätzen sind! Ich hätte z.B. nie geglaubt, dass ich mit meinen beiden Netzhäuten, die ihren Namen mittlerweile wirklich verdienen, noch vergleichsweise so gut sehen kann.

Gruß, Black


gesamter Thread:

 RSS-Feed dieser Diskussion

powered by my little forum