Erfahrungsbericht von Anna

AnnaFrieda, Mittwoch, 08. August 2018, 15:06 (vor 2080 Tagen) @ KAtharina
bearbeitet von AnnaFrieda, Mittwoch, 08. August 2018, 15:29

Hallo alle zusammen,

ich melde mich mit meinem ersten Beitrag und möchte euch über meine Erfahrungen berichten. Kurz zu mir: Ich bin mittlerweile 23 Jahre alt, meine erste Netzhautablösung hatte ich mit Anfang 22.
Letztes Jahr im Februar merkte ich plötzlich, dass ich am oberen rechten Rand des linken Auges nicht richtig sehen konnte, ich habe es beschrieben als "Wassertropfen" im Auge. Nun gut, nichts bei gedacht, war gerade im Fitnessstudio, also bin ich davon ausgegangen, dass ich mich vielleicht einfach nur überanstrengt habe. Zuhause angekommen berichtete ich meinem Vater von meinem Sichtproblem, der direkt Alarm schlug. Er selber wurde an die 20 Mal über einen Zeitraum von mehr als 10 Jahren mit verschiedensten OP-Techniken operiert und ist auf seinem "schlechten" Auge mittlerweile fast komplett blind.
Also noch die Nacht abgewartet und direkt zu meinem Augenarzt, der "nur" ein Loch in der Netzhaut feststellte, das man leicht lasern könnte. So wurde ich ins Krankenhaus geschickt und dort doch die bittere Realität: Netzhautablösung - sofort notoperieren.
Bei der Operation (Silikonplombe) gab es wohl erhebliche Komplikationen (u.a. extreme Blutungen), sodass sich der Heilungsprozess als sehr schmerzhaft und langwierig erwies.
Nach der ersten OP und regelmäßigen Kontrollen im Krankenhaus hatte ich die Hoffnung, dass der Horror ein Ende hat. Wenn einem selbst die Ärzte im Krankenhaus mitteilen, dass sie selten eine so junge Patientin mit diesem Problem behandelt haben, bekommt einem das selbst nicht allzu gut...
Mitte Juli (sehr heller sonniger Tag) stellte ich dann fest, dass ich beim Rausgehen von einem dunklen Raum ins Helle viele kleine schwarze Punkte im Auge sehe. Diese haben sich aber nicht bewegt. (das Problem der "tanzenden Mücken" im Auge, die kurz auftreten und dann wieder verschwinden war mir bekannt und wurde auch vom Arzt als "normal" beschrieben)
Ich also am nächsten Tag mit einer Eigendiagnose direkt wieder in's Krankenhaus - Netzhautablösung die Zweite. Ich durfte noch nach Hause und wurde direkt am nächsten Tag wieder operiert. (Cerclage/Gas)
Diese OP stellte sich aber als deutlich angenehmer heraus, als die zuvor und heilte auch problemloser ab, wobei man sich mit der Gasblase im Auge erst anfreunden muss.

Jetzt - ein Jahr nach der OP - sehe ich vereinzelt schwarze Punkte, die durch das Sichtfeld schwirren, diese verschwinden aber sofort wieder. Auch habe ich ein großes Problem von draußen in einen dunklen Raum (z.B. Tiefgarage) zu gehen. Ich sehe mal kleinere - mal größere gelbe Lichtkreise/-kegel, durch die ich aber hindurchgucken kann. Besonders schlimm ist es, wenn ich abends auf der Autobahn durch eine Baustelle fahren muss. Auch fällt mir auf, dass ich im Dunkeln teilweise am oberen Rand des linken (operierten) Auges eine kleine Blase sehe. (könnte man beschreiben wie das Gas, welches ich nach der OP im Auge gesehen hab) Laut Arzt ist das aber auch völlig normal...Auf meinem linken Auge habe ich aktuell noch ca. 25 % Sehkraft, mein rechtes Auge ist völlig normal. Zudem bin ich seit meinem neunten Lebensjahr extrem kurzsichtig (7 / 5,5 Dioptrin), kann aber auch nach den OP's noch mit beiden Augen Kontaktlinsen tragen.

Zusammenfassend muss ich sagen, dass sich mein Leben seit den OP's schon deutlich geändert hat. Man ist einfach viel vorsichtiger und selbst bei Auslandsaufenthalten mache ich mir Panik, dass irgendetwas passieren könnte und suche mir vorher Augenärzte in der Umgebung aus dem Internet. Speziell die Zeit nach den OP's - wenn man langsam, in kleinen Schritten, mehr sieht - hat mir gezeigt, wie kostbar dieser Sinn ist.
Meine OP's erfolgten übrigens im St. Franziskus Hospital in Münster und wurden im Nachgang von Prof. Dr. med. Lommatzsch betreut und ich hätte mich nicht besser aufgehoben fühlen können. Ein großes Lob an alle Mitarbeiter*innen - von Rezeptionistin bis Arzt. Ich habe mich selten in einer Klinik so sicher gefühlt.


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