Erfahrungsbericht R.S. Teil 3

R.S., Montag, 21. September 2020, 15:47 (vor 1306 Tagen) @ KAtharina

Mein Stand jetzt, 3 Wochen nach letzter, 3-ter O.P. bzw. ca. 10 Wochen nach erster:

Beim heutigen Kontrolltermin war der Augeninnendruck deutlich zu hoch, mit 26. D.h. dieser soll wieder mit Tropfen u. Tabletten abgesenkt werden. Sehen durch das Öl-Auge ist noch erwartbar sehr unscharf u. sehr verzerrt. Nicht nur sind alle Linien verbogen, sondern das gesamte x-y Koordinatensystem kippt um ca. 10-15 Grad nach links unten, was mit 2 Augen ein komplettes Doppelbild ergibt. Vernünftiges Sehen ist weder mit dem guten linken Auge, noch mit dem operierten, solo möglich. Kurze Versuche mit beiden führen schnell zu Schwindel, Gleichgewichsstörungen, Benommenheit. Ich versuche momentan auch garnicht mehr länger etwas mit dem guten Auge zu fokussieren, z.B. zum Lesen, Fernsehen oder wie jetzt, zum Schreiben. Das geht bestenfalls eine halbe Stunde am Stück u. macht mir Kopfweh u. Unwohlsein. Ich bin ständig leicht benommen. An Autofahren oder augenanspruchsvolle Tätigkeiten ist momentan nicht zu denken. Ganz vorsichtig möchte ich mich bald wieder Radfahren trauen, zum Einkaufen etc. (sicher nicht zum Spaß). Zu Fuß gehen ist anstrengend u. geht auch nur auf ebenem Untergrund. Gitarre Spielen geht leidlich u. hilft mir nicht wenig durch diese schwere Zeit. Wenn ich auch deutlich bemerke, daß ich mir schlecht was merken kann. Der Sekretfluß aus Auge u. Nase bleibt mir immer noch unverändert. Der Anfangs offenbar „beleidigte“ rechte Kopf/Gesichtsnerv schmerzt gottseidank nur noch selten.

Mein Fazit bis jetzt:

Ich habe langsam wieder leise Hoffnung auf ein Seherlebnis „mit dem ich leben“ kann. Allzuviel erwarte ich mir nicht. Und falls doch, wird es noch lange dauern. Wenn es so kommt, danke ich dem lieben Gott meinen Ärzten u. denen die zu mir stehen.
Der Frust über meine erzwungene Untätigkeit u. Unfähigkeit, Unsicherheit kriegt mich täglich. Trotzdem freue ich mich über die grad überschaubar wenigen positiven Dinge u. über jede kleine Verbesserung. Ich bin so froh, daß ich wieder schlafen kann. Zu Verbesserungen ist viel Luft nach oben!
Natürlich mach ich mir zwischendrin auch wieder große Sorgen, wegen der nächsten noch anstehenden O.P., wenn das Öl wieder aus dem Auge muß. (Hält das Auge das ein 4tes mal aus? Was seh ich danach? Wie weit versetzt es mich von meinem gewohnten, schönen Leben. Hält die NH. diesmal? Ich versuche möglichst nicht dran zu denken, weil’s mir wirklich davor graust.
Bezüglich meiner Arbeit mach ich mir keine Illusionen. Ich möchte gerne bald wieder, werde mir aber sicher sehr viel Zeit lassen, wenn es überhaupt wieder gehen sollte. Der Job liegt mir zwar am Herzen, ist aber im Vergleich zur Hauptsache nicht sehr relevant. Mein Chef wird nicht unbedingt auf mich warten.

Mein Rat an alle Betroffenen:

Nicht unterkriegen lassen. Fangt ja nicht zu früh wieder an mit anstrengender Arbeit, Streß oder Sport. Auch wenn es so ausschaut, als wenn es gehen könnte. Hier braucht’s viel Zeit u. die müßt Ihr von allen u. vor Allem Euch selbst einfordern. Haltet Euch unbedingt an die Lagerempfehlungen u. verschafft Euch dazu Kenntnisse, Empfehlungen, wie’s einigermaßen erträglich sein kann. Wer nicht schlafen kann, bei dem heilt in dieser ersten schweren Zeit auch nichts. Mir hat zuletzt in den schlimmsten Nächten ein selbstgebasteltes Kirschkernkissen etwas Linderung verschafft.

Mein Dank die Ärzte:

Danke daß Ihr jeweils schnell u. ohne zu zögern das notwendige getan habt. Danke für die Ermutigungen an den zunehmend mutloser werdenden. Danke für die hohe Kunst, Engagement u. Raffinesse, die es zu den, oft genug, guten Ergebnissen braucht.

Meine Bitte an die Ärzte:

Bitte laßt uns nicht spüren, daß wir Fälle in einer mehr oder weniger guten Erfolgsstatistik sind. Zusammen sind wir das, aber jeder einzelne ist Mensch, mit mehr oder weniger Angst um seine Augen. Bitte tröstet, macht Mut, laßt Euch blicken auch wenn’s mal nicht gut für Euer Ego u. diese Statistik ausschaut. Nehmt Euch mehr Zeit für die Aufklärung. Über O.P. -Verlauf, Chancen u. Risiken sowieso, aber auch für die vermeintlich kleinen praktischen Dinge danach. Schlaflagerung, wie genau u. wie u. mit was geht’s erträglicher. (wer das nicht halbwegs hinkriegt, wird auch nicht diszipliniert damit umgehen).Und muß es wirklich so lang u. so hart sein? Bitte kümmert Euch in der Nachsorge nicht hauptsächlich nur um die Herstellung der objektiven Sehschärfe bzw. vermeintlichen Arbeitsfähigkeit, sondern auch um das subjektive Seherlebnis u. Gesamtbefinden.

Ich habe vor mich wieder zu melden, je nach weiterem Verlauf meiner Geschichte.

R.S.


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