Gliose operieren oder nicht

Rudolf @, Neu-Ulm, Mittwoch, 18. November 2020, 20:20 (vor 1248 Tagen) @ KAtharina

Vor gut 4 Jahren ging die Erkrankung mit massiven Glaskörpertrübungen in einem Auge los, die dann in tausende mouches volantes zerfielen und nach Tagen verschwanden.

Kein Grund zur Beunruhigung, befand meine damalige Augenärztin.Im weiteren Verlauf stellten sich nach und nach Sehstörungen ein, die zunächst nicht genau erklärt werden konnten.

Nach etwa einem halben Jahr wurde von den Professoren der Uniklinik die Diagnose Epiretinale Membran gestellt. Ursache war ein Rundforamen. Der Visus wurde mit 0,8 ermittelt.

Diese Ärzte rieten mir von einer Operation deutlich ab. Sie meinten, diese sei mit etlichen Risiken behaftet (Netzhautablösung, Beschädigung der Netzhaut, stark belastende OP und mehr). Im halbjährigen Turnus ließ ich die Augen überprüfen, wobei der Visus stets bei 0,8 blieb, zuletzt bei 0,7. Die anfänglichen Umstellungsschwierigkeiten (vor allem Kopfschmerzen) beim Sehen mit beiden Augen gingen mit der Zeit zurück.

Nun gingen die betreuenden Professoren in den Ruhestand. Ein neuer Professor übernahm. Dieser beurteilte den Visus mit 0,3 und riet mir zur baldigen Operation. Er habe das schon oft gemacht und die Linse tausche er mir auch gleich aus. Die erwartbare Linsentrübung müsse sonst nochmals operiert werden. In einem Aufwasch würde er das machen.

Ein gutes Halbjahr war der Visus noch mit 0,7 beurteilt worden. Eine Verschlechterung des Sehens konnte ich nicht feststellen. Das kam mir seltsam vor. Auf meine verblüffte Frage, warum ich denn auf einmal operiert werden solle, bekam ich nur zur Antwort: „Besser wird’s nicht“. Der neue Professor fügte noch hinzu, ich solle aber kein halbes Jahr mehr warten. Auf meine Frage warum, bekam ich wieder zur Antwort, besser würde es nicht werden.
Ich empfand das als deutlichen Druck und auch als Angst einflößend. Beides in Kombination lässt mir die Warnlampen anspringen.

Mit gemischten Gefühlen ging ich daran, zu recherchieren. So kam ich auch auf dieses Forum, in dem vor allem eher größere Probleme mit der OP beschrieben werden. Die positiven Erlebnisse finden in solchen Foren naturgemäß wohl weniger Einzug.
Die Eigendarstellungen der Kliniken sind aus meiner Sicht beschönigend. Die Meinungen der Professoren widersprechen sich aus meiner Sicht, und erschwerend - ich muss das leider sagen - kommen meine Erfahrungen als Privatpatient hinzu: Es gibt leider auch Ärzte, die aus den lukrativen Privatpatienten maximale Gewinne erwirtschaften wollen und sich dabei nicht auf das medizinisch Notwendige beschränken.

Letztendlich ging ich in ein lokales Ärztezentrum mit gutem Ruf und erbat eine Zweitmeinung.
Der Arzt erklärte mir nun, es komme gar nicht so arg auf den Visus an, sondern auf die subjektiv empfundenen Einschränkungen.

Manche Menschen kommen mit einem Visus 0,1 sehr gut zurecht und andere mit deutlich besserem Auge überhaupt nicht. Dass die OP sehr aufwändig und sehr gefährlich sei, könne er nicht bestätigen. Ihr Zentrum führe sie regelmäßig ambulant durch. Mit guten Erfolgen.
Und ob ich mich operieren lasse oder nicht, hängt nur von mir selbst ab. Wenn der Leidensdruck zu hoch werde, könne ich mich jederzeit operieren lassen. Durch längeres Warten entstünden keine zusätzlichen Risiken.
Druck dürfe ein Arzt also nicht machen. Und zur Angst bestünde auch wenig Veranlassung.

So werde ich es auch halten. Wenn die Schwierigkeiten beim Lesen schlimmer werden, werde ich mich operieren lassen. Und ich weiß auch schon wo.


gesamter Thread:

 RSS-Feed dieser Diskussion

powered by my little forum