Psychische Behandlung wegen der Netzhautgeschichte

Black @, Kreis Groß-Gerau, Dienstag, 21. September 2021, 07:44 (vor 920 Tagen) @ LunaThüringen

Ich hatte mit 24 Jahren ohne Vorwarnung und diesbezügliche Vorgeschichte eine Fuchs'sche Blutung im rechten Auge, die vermutlich durch eine Heparin-Therapie ausgelöst wurde. Innert einiger Wochen konnte ich rechts nur noch ganz peripher sehen, der Rest war komplett schwarz.

Ich rannte damals von Augenarzt zu Augenarzt, bemühte das damals noch junge Internet - erfolglos. Erst zwei Monate später hatte ich einen Termin zu einer Angiografie (damals noch ein riesiger Kasten mit grauenhaft grellem Flimmerlicht. Viel schlimmer noch als heute), die gefühlt ewig dauerte. Danach hatte ich endlich eine Diagnose und wußte, dass ich nicht "irre" bin. Trotzdem hat mich das alles so aus der Bahn geworfen, dass ich über Selbstmord nachdachte und mich deshalb freiwillig für 2 Monate in eine Klinik begab. Meinen Job hab ich darüber auch verloren, und nach dem Klinikaufenthalt durfte ich dann erstmal zum Amt schlappen, Hartz IV und Sozialhilfe beantragen. Trotzdem ging es weiter, und nach 2 oder 3 Monaten hatte ich wieder einen festen Job.

Meine Augensituation hat sich in den letzten 22 Jahren nicht wirklich verbessert. Mittlerweile ist auch das linke Auge betroffen (myope Makuladegeneration mit CNV und dem ganzen Pipapo) und ich habe auch heute immer noch mit dem Umstand zu kämpfen, dass ich Veränderungen in meinem Auge nun mal als erste sehe und die Ärzte oft nichts erkennen können. Deshalb gibt es da häufig Reibungspunkte und Diskussionen.

Diese Augengeschichte wird mit ein Auslöser für meine generalisierte Krankheitsangst, auch als Hypochondrie bezeichnet, sein. Ich hatte schon immer eine Veranlagung (familiäre Prädisposition) dazu, und vermutlich haben diese ganzen Situationen zu einer verstärkten Selbstbeoabachtung geführt. Mittlerweile in jeglicher Hinsicht. In Stress-Situationen ist es besonders übel, da hab ich gefühlt jeden Tag was anderes.

Die gute Nachricht ist die, dass man diese Krankheitsängste gut therapieren kann. Ich habe das Glück, in einer einer Universität angegliederten Ambulanz gelandet zu sein, die wirklich nach neuestem Erkentnissen therapiert. Ich muß allerdings dazu sagen, dass ich in der Vergangenheit schon einige Therapien hatte (Gesprächs- und Verhaltenstherapie), die aber leider nicht so fruchtend waren. Jetzt arbeite ich ACT-basiert (auch eine Form der Verhaltenstherapie),das bringt mich echt nach vorn.

Die gute Nachricht ist: es wird - egal was mit deinen Augen passiert - ganz sicher irgendwie weitergehen. Auch wenn dir der Spruch erstmal dumm und profan vorkommt, wirst du zu gegebener Zeit merken, dass er zu 100% stimmt.

Viel Kraft.

Gruß, Black

--
For your eyes only:
nigrasblog.wordpress.com


gesamter Thread:

 RSS-Feed dieser Diskussion

powered by my little forum