Zukunftsprognose bei Netzhautproblemen?

Martina, Dienstag, 10. April 2007, 20:50 (vor 6229 Tagen)

Hallo,

ich hatte schon einmal Probleme mit der Netzhaut - vor 6 Jahren wurden bei einer Routineuntersuchung auf einem Auge zwei Löcher in der Netzhaut festgestellt und durch Laser "abgeriegelt".

Seitdem muss ich meine Augen alle 6 Monate untersuchen lassen - und sterbe jedesmal halb vor Angst. Ich habe solche Panik, dass mal wieder Löcher festgestellt werden oder noch schlimmer - eine "richtige" Netzhautablösung.

Morgen werde ich wohl mal wieder zum Augenarzt gehen - wenn ich den Mut dazu aufbringe.

Vielleicht bin ich ja hysterisch, aber ich sehe mich jedesmal schon halb im OP, wenn ein Untersuchungstermin ansteht.

Wie sieht denn in meinem Fall die Zukunftsprognose aus> Ich bin jetzt Ende 30, sind neue Schäden schon "vorprogrammier"> Reichen die Untersuchungsintervalle> Kann ein großer Schaden, bei dem schon eine richtige Operation fällig ist, entstanden sein, ohne dass ich es noch rechtzeitig gemerkt habe>

Würde mich über Infos freuen!

Martina


Re: Zukunftsprognose bei Netzhautproblemen?

Nicole, Mittwoch, 11. April 2007, 08:39 (vor 6228 Tagen) @ Martina


Als Antwort auf: Zukunftsprognose bei Netzhautproblemen> von Martina am 10. April 2007 20:50:26:


Hallo Martina, ich kann Deine Ängste gut nachvollziehen. Ich glaube, Du findest hier niemanden, dem es nicht so geht. Und ich glaube, ich spreche für alle, wenn ich sage, dass wir uns nichts mehr wünschen würden als eine einigermaßen zuverlässige (natürlich positive) Prognose hinsichtlich unserer Netzhautprobleme.

Aber die gibts nicht. So unterschiedlich wie jeder Mensch ist, so unterschiedlich sind auch die Augen hinsichtlich Belastbarkeit und Durchhaltevermögen.

Der Zustand Deiner Netzhaut kann sich aber noch viele Jahre lang unverändert bleiben, und das Schicksal einer Ablösung muß Dir nicht drohen! Außer dem Lasern in den sehr dünnen peripheren Bereichen gibt es auch keine medizinische Präventivmaßnahme.

Da die Psyche jedoch eine nicht unwesentliche Rolle spielt, wird immer wieder (berechtigt) dazu geraten, so positiv wie möglich mit der Sache umzugehen und zuversichtlich in die Zukunft zu blicken, auch wenn das manchmal verdammt schwer fällt. Aber ich spreche aus Erfahrung: je mehr man sich verrückt macht, desto eher sieht man "Gespenster".

Ich wünsch Dir alles Gute!

Viele Grüße, Nicole


Re: Zukunftsprognose bei Netzhautproblemen?

Wolfram (DD), Mittwoch, 11. April 2007, 10:12 (vor 6228 Tagen) @ Martina


Als Antwort auf: Zukunftsprognose bei Netzhautproblemen> von Martina am 10. April 2007 20:50:26:


Hallo Martina,
Es wird heute oft diskutiert, ob die verbesserten Diagnoseverfahren (nicht nur bei den Augen) - nicht mehr zur Verunsicherung beitragen als zur Sicherheit...
Ich weiß nicht, ob Du DIE Martina bist, die hier schon mehrfach geschrieben hat (mit zunehmender Mitgliederzahl im Forum treten nun zwangsläufig eben Namens-Dopplungen auf - und selbst mein Name taucht schon 3 x auf ;o)) - auf alle Fälle sind die -4,5 dptr nicht so gravierend, daß Probleme vorprogrammiert wären.
ABER: wie Nicole schon geschrieben hat, eine sichere Prognose gibt es sowieso nicht. Höchstens ein hohes oder weniger hohes Risiko.
Die Löcher in Deiner NH sind immer rechtzeitig erkannt worden - und konnten so ohne große OP behandelt werden. Da wir nun mal etwas mehr als andere sensibilisiert sind, werden wir wahrscheinlich Veränderungen auch rechtzeitig erkennen und darauf reagieren können. Daß bei Dir etwas ist, was Du nicht bemerkst, ist eher unwahrscheinlich.
Hysterisch> Glaube ich nicht - und selbst wenn, wäre das ein Makel> Zwischen Sorglosigkeit und übertriebener Angst kann man nicht wählen; das ist in uns drin. Und manchmal schaltet sich die Vernunft da aus! (ich weiß, wovon ich rede!) Das müssen wir akzeptieren - auch wenn es die Umwelt oft nicht tut!!
Ob die Untersuchungsintervalle richtig sind, weiß niemand. Das sind Erfahrungswerte der AÄ. Und selbst, wenn Du heute zum AA gehst und alles i.O. ist, kann sich morgen ein Loch bilden. Aber wenn es mehr als ein Loch werden sollte, wirst Du es sicher rechtzeitig bemerken.
Herzliche Grüße und alles Gute
Wolfram


Re: Zukunftsprognose bei Netzhautproblemen?

mice, Mittwoch, 11. April 2007, 14:28 (vor 6228 Tagen) @ Martina


Als Antwort auf: Zukunftsprognose bei Netzhautproblemen> von Martina am 10. April 2007 20:50:26:


hallo Martina,

Die anderen haben es bereits treffend geschrieben, dass Prognosen nur sehr schlecht möglich sind, da immer individuell begutachtet werden muss.

Auf der anderen Seite sollten wir uns hier auch nichts vormachen. Löcher in der Netzhaut weisen darauf hin, dass sich der Gleiskörper womöglich schon in einem Schrumpfungsprozess befindet, und dadurch an der Netzhaut zu ziehen beginnt.

Aus eigener Erfahrung kann ich immer nur raten, sich möglichst frühe über die Erkrankung zu informieren und sich auch mit dem Gedanken an eine Verschlimmerung und den daraus resultierenden Operation vertraut zu machen. Ist man erst einmal so gewappnet, fällt alles was folgt sehr viel leichter. Man springt halt nicht mehr ins kalte Wasser.

Ebenfalls ist es wichtig, durch Angst und Panik verursachten Stress zu vermeiden. Denn Stress ist für das Auge alles andere als gut. Es ist ganz klar, dass man erst trainieren muss, sich ohne Angst in einer Augenarzt Praxis zu wagen. Aber es geht. Und selbst wenn die Diagnose mal nicht so gut ausfällt, muss man doch annehmen, was auf einen zukommt. Ein gut informierter Patient wird seine Konzentration dann eher auf praktische Lösungen richten als unkontrollierte Panik zu verfallen.

Ich wünsche dir in jedem Fall alles Gute und ganz besonders ruhige Nächte und angstfrei Arztbesuche.

Ganz freundliche Grüße
Michael

Entschuldige bitte die Fehler, ich habe diesen Text mit einer Texterkennungs Software eingegeben.


Mit Diagnosen umgehen * Prognosen

Wolfram (DD), Donnerstag, 12. April 2007, 10:25 (vor 6227 Tagen) @ mice


Als Antwort auf: Re: Zukunftsprognose bei Netzhautproblemen> von mice am 11. April 2007 14:28:20:


Hallo Michael,
ich muß Dir hier in einigen Punkten widersprechen:
Löcher in der Netzhaut können unterschiedliche Ursachen haben. Bei Martina ist im konkreten Fall vermutlich die Kurzsichtigkeit der ausschlaggebende Faktor für die Rißbildung.
Du weißt selbst, daß der Glaskörper irgendwann bei jedem von uns anfängt, zu schrumpfen, aber bei nur einem von 10.000 Menschen hat das Loch- oder Rißbildung zur Folge. Demzufolge wäre es blanker Fatalismus, sich hier im konkreten Fall (!) darauf vorbereiten zu wollen. Das hat nichts mit "etwas vormachen" zu tun!
Im weiteren schreibst Du, daß es wichtig ist, durch Angst und Panik verursachten Stress zu vermeiden. Da hast Du doch völlig recht; aber es gibt Situationen, wo das reine Theorie bleibt! Und den angstfreien Besuch beim Arzt trainieren zu wollen, dürfte auch manchmal nicht so einfach sein.
Daß es geht, kannst Du auch nicht verallgemeinern. Wenn Du es für Dich behaupten kannst, Dein Leben und die Prozesse so völlig nüchtern zu betrachten, dann gratuliere ich Dir wirklich und aus tiefstem Herzen! Dann hast DU es im Leben einfacher als andere
ICH kann es z.B. nicht!
Deine Texterkennungs-Software ist übrignes super!
Herzliche Grüße aus Dresden
Wolfram


Re: Mit Diagnosen umgehen * Prognosen

mice, Freitag, 13. April 2007, 15:44 (vor 6226 Tagen) @ Wolfram (DD)


Als Antwort auf: Mit Diagnosen umgehen * Prognosen von Wolfram (DD) am 12. April 2007 10:25:29:


hallo Wolfram,

Ich möchte hier auf gar keinen Fall jemanden beunruhigen. das liegt mir wirklich fern. aber ich denke nach wie vor, dass eine möglichst genaue Auseinandersetzung mit der Thematik einen weiter bringt, als "die Augen davor zu verschließen".

Was nun den Gleiskörper betrifft, so kann dieser nicht nur aus einem Schrumpfungsprozess heraus an der Netzhaut ziehen. Es gibt auch den gegenteiligen Fall, der eben gerade bei starker Kurzsichtigkeit eintritt. In diesem Fall nämlich vergrößerte sich das Auge über die Jahre hinweg, während sowohl Netzhaut als auch Glaskörper diesem Wachstum nicht folgen. Das Resultat ist letztlich das gleiche; ob nun der Gleiskörper an der Netzhaut zieht oder das zu große Auge am Gleiskörper. Auch muss der Gleiskörper gar nicht im Spiel sein, das Wachstum des Auges allein kann zu riss Bildung in der Netzhaut führen, da durch die vergrößerte Innen Fläche die Netzhaut unter Spannung steht. Du hast sicherlich vollkommen recht, dass man auf gar keinen Fall verallgemeinern darf. Darum habe ich auch geschrieben, dass es mit den Prognosen eine ihre schwierige Angelegenheit ist. Bei meiner Kurzsichtigkeit von über -15 Dioptrien und der gesamten Vorgeschichte, ist eine Prognose sicher leichter zu stellen als bei anderen Patienten.

du hast ebenfalls damit recht,dass man sich eine positive, innere Einstellung nicht einfach so herbei zaubern kann. Letztendlich bleiben aber nur Fakten mit denen man sich aus einander setzen muss. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass es ein langwieriger Prozess ist, einen gewissen Abstand zur Angst aufzubauen und zu einer eher nüchternen Betrachtungsweise seiner Situation zu finden. Was mir am Herzen lag war, all denen etwas Mut zuzusprechen, die sich eine solche Möglichkeit derzeit nicht vorstellen können.

Mit ganz freundlichen Grüßen aus dem Münsterland an alle hier
- mice -


Re: Mit Diagnosen umgehen * Prognosen

maren b. (rlp), Freitag, 13. April 2007, 20:18 (vor 6226 Tagen) @ mice


Als Antwort auf: Re: Mit Diagnosen umgehen * Prognosen von mice am 13. April 2007 15:44:07:


hallo mice!
sehr viele hier im forum befinden sich eben auf diesem "langwierigem prozeß/weg" anzunehemn und nicht zuverzweifeln.
wenn du es für dich geschafft hast finde auch ich es sehr bewundernswert, aber sag mal: hast nicht auch du manchmal einen kleinen rückfall, so etwas bei dem man denkt: das kann doch eigentlich alles nicht wahr sein> ich dachte ich hätte es hinter mir> es wäre endlich vorbei>
ich finde das nur allzu menschlich....wenn es einem so ergeht.
ich wirke auf die meisten menschen immer seht resolut und stabil, alsob ich alles im griff hätte.....ich gebe mich vielleicht auch so, aber ich zweifele sehr oft udn frage mich ob meine handlungs weise richtig und gut war. viele dinge würde ich mit meiner heutigen erfahrung anders machen.
ich bin hier im forum nur co-beteiligt, ich lese hier eigentlich für meinen 14-jährigen sohn und ich bin mir sicher, das ich mich mit all seinen syndromen, symptomen und sontigen erscheinungen sehr, sehr intensiv auseinander gesetzt und darüber informiert habe und glaube mir, manchmal wäre ich froh ich wüßte nicht so viel über "das, was passieren wird wenn...."
naja, gratuliere dir trotzdem wenn du es für dich geschafft hast, mach allen hier mut, es tut gut!!!
lg
maren


Re: Mit Diagnosen umgehen * Prognosen

Kerstin (Niedersachsen), Freitag, 13. April 2007, 21:45 (vor 6226 Tagen) @ maren b. (rlp)


Als Antwort auf: Re: Mit Diagnosen umgehen * Prognosen von maren b. (rlp) am 13. April 2007 20:18:18:


@ Mice : Zitat "Was mir am Herzen lag war, all denen etwas Mut zuzusprechen, die sich eine solche Möglichkeit derzeit nicht vorstellen können."
Ich finde das hast Du geschafft!!!

@ maren b. (rlp) : Ich bin ja nun nicht Mice,aber dennoch kann ich mir nicht vorstellen,dass es bei ihm nicht auch Rückschläge oder negative Gedanken gibt! Aber sowas gehört dazu und dennoch,auch mit diesen Rückschlägen oder negativen Gedanken,kann man positiv denken. Finde ich zumindest. Aber ich bin auch noch nicht so weit wie Mice um dieses vielleicht beurteilen zu können, ;) !

Grüüüüßchen Kerstin


Re: Mit Diagnosen umgehen * Prognosen

mice, Samstag, 14. April 2007, 01:11 (vor 6226 Tagen) @ maren b. (rlp)


Als Antwort auf: Re: Mit Diagnosen umgehen * Prognosen von maren b. (rlp) am 13. April 2007 20:18:18:


Liebe maren,

um es etwas übersichtlicher zu machen, werde ich dich jetzt einmal wie in alten Zeiten "quoten".

... Aber sag mal: hast nicht auch du manchmal einen kleinen rückfall,
so etwas bei dem man denkt: das kann doch eigentlich alles nicht wahr sein>
ich dachte ich hätte es hinter mir> es wäre endlich vorbei>

Ich bin ganz bestimmt kein spartanischer Held der sich den abgeschlagenen Arm nebenbei in fröhlicher Runde wieder annähern lässt.
Schade, wenn ich einen solchen Eindruck hier hinterlassen habe. Natürlich kenne ich Rückschläge, ich kenne tiefste Depressionen, den Gedanken daran, dass man sich im Engpass auch einfach fallen lassen kann und sei es vom nächsten hohen Gebäude. Auch in Köln kann mir durchaus der Gedanke: " was soll's, wenn alle
Stricke reißen, du bist hier im vierten Stock.."

Ich habe streckenweise vor Panik mitten in der Nacht senkrecht neben meinem Bett gestanden. Habe mich Immer wieder aufs neue mit dem Gedanken gequält " wie zum Teufel soll das nur weitergehen...". Ich kenne das alles wirklich zu genüge.

ich finde das nur allzu menschlich....wenn es einem so ergeht.

Ich auch, denn es ist absolut normal. Aber ich muss auch sagen, dass es mir heute, mit meiner etwas abgeklärten Sicht, sehr viel besser geht, als damals. Depressionen machen an anderer Stelle krank, was man nun wirklich nicht gebrauchen kann, wenn man es doch eh schon so derbe mit den Augen hat.

ich wirke auf die meisten menschen immer seht resolut und stabil, alsob
ich alles im griff hätte.....ich gebe mich vielleicht auch so, aber ich
zweifele sehr oft udn frage mich ob meine handlungs weise richtig und gut
war. viele dinge würde ich mit meiner heutigen erfahrung anders machen.

Ich denke, dass man in unserer Situation nicht mit sich selbst sondern auch oder gerade mit seiner Umwelt klarkommen muss/will. Auch ich habe damals meinen Leuten eine Gelassenheit vorgespielt die im Grunde gar nicht da war. Letztlich nur, um diese geliebten Menschen nicht mit meinen Problemen zu belasten. Genau indas aber ist ein Sumpf, aus dem man sich früher oder später unbedingt selbst herausziehen muss. Heute merkt jeder meiner Freunde und auch jeder in der Familie ob es mir gerade gut geht oder nicht. Ich versteckte was das betrifft gar nichts mehr.

ich bin hier im forum nur co-beteiligt, ich lese hier eigentlich für
meinen 14-jährigen sohn und ich bin mir sicher, das ich mich mit all seinen
syndromen, symptomen und sontigen erscheinungen sehr, sehr intensiv
auseinander gesetzt und darüber informiert habe und glaube mir, manchmal
wäre ich froh ich wüßte nicht so viel über "das, was passieren wird wenn...."

Okay, also ist vom Fakt der Erkrankung in erster Linie dein Sohn betroffen, ist das so> Wenn ja, so verstehe ich deine mütterlichen Gefühle. Ich glaube dir, dass DU manchmal froh darüber wärst, nicht ganz so genau Bescheid zu wissen.
Meinst du, dass du da auch für deinen Sohn sprichst> Ich kenne die Problematik nicht, kann nur aus eigener Erfahrung dazu sagen, dass es mir mit 10 Jahren ganz und gar nicht gefallen hat, dass sowohl Lehrer wie auch meine Eltern der Meinung waren, ich müsse eine sehbehinderten Schule besuchen, alles andere käme für mich nicht in Frage. Ich habe eine solche Schule nie besucht, und ich habe auch nicht das Gefühl, dass es mich weiter gebracht hätte. Sehbehinderte Menschen werden oftmals unterschätzt. Getreu nach dem Motto: wer nicht sieht kriegt auch nichts mit. Ich schwöre dir, dem ist nicht so.

naja, gratuliere dir trotzdem wenn du es für dich geschafft hast,
mach allen hier mut, es tut gut!!!

Ich danke dir und allen anderen in diesem Forum, mit denen man einen so regen Austausch halten kann.

Viele liebe Grüße auch, oder besser ganz besonders, an deinen Sohn!

- mice -


Re: Mit Diagnosen umgehen * Prognosen

Wolfram (DD), Samstag, 14. April 2007, 11:41 (vor 6225 Tagen) @ mice


Als Antwort auf: Re: Mit Diagnosen umgehen * Prognosen von mice am 13. April 2007 15:44:07:


Hallo Mice,
Wenn mein Beitrag dazumal etwas grätig geklungen haben mag, bitte ich um Entschuldigung.
Klar, Mut machen ist immer wieder gut. DANKE!
Noch was zu Deinem Beitrag a.a.O.: Bei mir stand als Kind auch mal die Frage: Sehbehindertenschule. Ich denke aber, das hat nichts damit zu tun, daß man uns nichts zugetraut hat - eher damit, daß die Anforderungen dort anders gewesen wären. Unserer Möglichkeiten entsprechend und ich denke manchmal, daß mein Leben viellecht anders verlaufen wäre. Wir können nun mal nicht die Anforderungen erfüllen, die man an Normalsichtige stellt - und wenn diese Erkenntnis auch nur un- oder unter-bewußt Frust erzeugt, ist es nicht gut.
Aber der Konjunktiv nutzt niemandem.
Herzliche Grüße aus dem fast sommerlichen Dresden
Wolfram


Re: Mit Diagnosen umgehen * Prognosen

maren b. (rlp), Samstag, 14. April 2007, 13:03 (vor 6225 Tagen) @ Wolfram (DD)


Als Antwort auf: Re: Mit Diagnosen umgehen * Prognosen von Wolfram (DD) am 14. April 2007 11:41:04:


hallo wolfram und mice! und alle anderen natürlich auch ;-))
zu dem thema schule: bei unserem sohn stand die blinden und sehbehinderten schule auch mal zur diskussion, wir haben uns immer sehr stark dafür eingesetzt das er eine normal schule besucht, das andere hätte eben auch internat bedeutet und ich war immer der meinung, das ein kind in seiner familie aufwachsen sollte. mittlerweile ist es allerdings so, das er garnicht mehr als sehbehindert eingestuft wird, er sieht halt einfach nicht so gut wie andere.
in seiner klasse (normale gesamtschule), ist allerdings ein mädchen die als sehbehindert eingestuft ist, sie kann lediglich hell/dunkel unterscheiden, sie arbeitet mit einem pc, auf dem sie hausaufgaben macht, klassenarbeiten schreibt etc., ihre texte kann sie wahlweise für sich in punktschrift, für die lehrer normal ausdrucken. sie geht mit landstock. sie ist gut in die klassen gemeinschfat intergriert, sie hat eine lehrerin von einer blinden und sehbehinderten schule die regelmäßig kommt und einen zivi der jeden tag da ist und zb. den tafel-anschrieb in den pc eingibt, das mädchen kann es dann über ihre tastatur irgendwie lesen (fragt mich bitte nicht wie).
also was ich damit sagen möchte: es scheint zugehen und ich finde es wirklich gut das die schule es in angriff nimmt menschen mit seheinschränkung/behinderungen in ihre gemeinschaft aufzunehmen!! ich denke das tut unsere gesellschaft gut, da das bewußtsein für diese menschen nicht genug vorhanden ist!
zu wolfram, natürlich können an sehbehinderte nicht unbedingt die gleichen anforderungen gestellt werden, aber ich finde es müssen auch nicht immer alle über einen kamm geschoren werden, es ist gut wenn die lehrer anfangen etwas anders zudenken und sich mit anders gelagerten fähigkeiten auseinander setzten müssen. letzendlich kann das mädchen all die anforderungen auch erfüllen, eben manchmal mit etwas mehr zeit und anderen hilfsmitteln. es scheint wirklich gut zulaufen!

hoffe ich war nicht zu chaotisch mit meine gedanken zu diesem thema...
euch allen ein schönes wochenende
beste grüße
maren

Re: Mit Diagnosen umgehen * Prognosen

Wolfram (DD), Samstag, 14. April 2007, 15:05 (vor 6225 Tagen) @ maren b. (rlp)


Als Antwort auf: Re: Mit Diagnosen umgehen * Prognosen von maren b. (rlp) am 14. April 2007 13:03:44:


Hallo Maren,
ich stimme Dir in allem zu! Mag sein, daß es wirklich gut läuft - aber das ist die günstigste der anzunehmenden Varianten! Man gewöhnt sich auch daran, daß man in gewisser Weise Außenseiter ist. (Das darf man nicht, jenes kann man nicht...) Erstmal unbewußt. Daraus können sich aber auch psychische Störungen entwickeln. Können! -> nicht müssen!
Wenn Euer Sohn - und seine Klasse - damit klarkommen, dann ist das gut. Aber was, wenn er mal in eine Klasse kommt, die nicht so stabil ist; in der er nicht so stabil ist>
Ich habe dann z.B. einen Beruf gelernt, bei dem ich schwer heben mußte etc. Mir hat das damals niemand gesagt, daß das kreuzgefährlich ist. Und dort hat dann auch keiner mehr in dem Maße Rücksicht genommen, wie es nötig gewesen wäre.
Wenn die parellel-laufende Betreuung für dieses Mädchen optimal läuft, die Integration in beiden Richtungen funktioniert, dann ist das super - aber wohl eben nicht der Regelfall. Aber ich weiß es nicht.
Das sind so meine Bedenken.
Natürlich muß man das immer individuell sehen. Eins gilt nicht für alle - und das ist vielleicht gerade das schwerste.
Herzliche Grüße aus dem zu viel geheizten Dresden ;o)
Wolfram


Re: Mit Diagnosen umgehen * Prognosen

Angelika (Bayern), Samstag, 14. April 2007, 16:34 (vor 6225 Tagen) @ maren b. (rlp)


Als Antwort auf: Re: Mit Diagnosen umgehen * Prognosen von maren b. (rlp) am 14. April 2007 13:03:44:


Hallo Maren,
bei Deiner Schilderung sehe ich ein weiteres Problem, nämlich daß Deinem Sohn nicht die Hilfen gewährt werden, die ihm zustehen.
Sehbehindert ist, wer max. 30% oder weniger sieht. Wenn das Mädel "nur" noch hell und dunkel unterscheiden kann, ist sie mit Sicherheit als "blind" eingestuft, was auch Deine Aussage, daß sie mit dem PC und der Braille-Zeile arbeitet, unterstützt. Ich habe nicht mehr im Kopf, wieviel Dein Sohn jetzt noch sieht, aber sollten es ab 30% abwärts sein, dann stehen ihm auch die Zeitschuschläge und die vergrößerten Kopien zu (mal abgesehen von einigem Anderen). Ihr lauft also Gefahr, daß Deinem Sohn bestimmte Nachteilsausgleiche versagt werden mit der Begründung: er sieht ja noch.
Liebe Grüße
Angelika

www.sehbehinderung-bayern.de


Re: Mit Diagnosen umgehen * Prognosen

maren b. (rlp), Samstag, 14. April 2007, 20:40 (vor 6225 Tagen) @ Angelika (Bayern)


Als Antwort auf: Re: Mit Diagnosen umgehen * Prognosen von Angelika (Bayern) am 14. April 2007 16:34:37:


hallo angelika,
lieben dank für den hinweis. als er eingeschult wurde hatte er die 30% und weniger, er hatte damals auch eine lehrerin von der blinden und sehbehinderteschule. all diese zeitzuschläge etc. hat er bekommen, aber niemals in anspruch genommen, frag nicht warum, ich kann es dir nicht sagen, es war alles sehr schwierig und verworren - soviel zum dem thema "wenn er nicht so stabil ist" - ich glaube es war wolfram (>>), wir haben alle instanzen von denen hilfe zuerwarten war durch gemacht..... naja ein anderes thema....
im moment sieht er mit dem besserem auge 60-65%, mit dem schlechterem wohl 10%.
eigentliche hilfe haben wir durch eine ärztin die ihn für alles, seelisch und körperlich, homöopathisch sehr, sehr intensiv behandelt hat, erhalten. mittlerweile ist er wirklich in einer außerordentlich guten verfassung und er beginnt auch die tatsachen bzgl. seiner augen anzuschauen und für sich zurealisieren, anzunehmen und ich glaube auch "anzupacken", ich bin sehr dankbar dafür.
leider kann ich nicht sehr viel konkreter werden da es ja nun auch um meinen sohn geht und er - bis jetzt - einem austausch im netz noch recht kritisch gegen übersteht. ich denke gerade in seinem alter sollte man das wirklich respektieren, ich hoffe sehr, irgendwann ist er soweit das er selber schreiben wird....
was ich sagen wollte: wir sind über die möglichkeiten informiert und werden sie, sofern er das annehmen kann auch un anspruch nehmen!
also, nochmals danke!
schönen abend
maren


Re: Mit Diagnosen umgehen * Prognosen

mice, Sonntag, 15. April 2007, 16:48 (vor 6224 Tagen) @ maren b. (rlp)


Als Antwort auf: Re: Mit Diagnosen umgehen * Prognosen von maren b. (rlp) am 14. April 2007 13:03:44:


Hallo Maren,

hoffe ich war nicht zu chaotisch mit meine
gedanken zu diesem thema...

Im Gegenteil, ich finde du hast es korrekt auf den Punkt
gebracht. Deine Einstellung diesbezüglich ist vorbildhaft.
Für ein Kind das durch seine Behinderung eh schon benachteiligt
ist, gibt es wohl nicht Schlimmeres, als das Gefühl zu haben,
durch diese Behinderung ausgegrenzt zu werden.
Sicherlich ist "behindertengerecht" immer ein ganz wichtiger Aspekt,
aber warum denn nicht auch "behindertengerecht"
und gleichzeitig "normal"> heutzutage wird überall
von Integration gesprochen, das hat gefälligst auch
für Behinderte zu gelten. Mir war es auf jeden Fall trotz meiner Behinderung immer sehr wichtig,
ein "vollwertiger" Teil der Gesellschaft zu sein.

Liebe Grüße...
- mice -


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