endlich die Cyanotypie gemacht

rop, Sonntag, 22. April 2007, 09:52 (vor 6224 Tagen)

Hallo,
hatte noch aus Studienzeien die Chemie hier rumstehen, wollte das seit Jahren machen und immer aufgeschoben, jetzt weiß ich warum...
Das Ganze muss ja bei Dunkelkammerbeleuchtung verarbeitet werden, Ist die Chemie einmal angesetzt, ist sie lichtempfindlich. Da es technisch also unmöglich war, 10 Rotlichtlampen im Abstand von 20 cm zur Leinwand zu installieren ;-)), bin ich also mit dem Entwicklerschälchen tastenderweise an die Badewanne ran, es war absolut schwarz, erinnerte mich irgendwie an die Atmosphäre des ERG, schnell merkte ich, dass der Pinsel meinem Körpergefühl nicht entsprach, also nahm ich die gummibehandschuhte Hand und machte ein sehr sachtes Action painting. Tastenderweise vergewissernd, wo die Mitte des Tuchs war. Nachdem ich irgendwie die chemie drübergeleert hatte, schlug ich die Enden des Tuches übereinander, machte einige Walkbewegungen, um möglichst viel Flüssigkeit mitzunehmen. Dann im völligen Dunkeln abermals in der Badewanne den Wäscheständer aufgespannt, das Tuch hochgeholt und irgendwie draufgelegt.
Heizung aufgedreht, damit das Ganze trocknet. Der REst der Familie durfte sich mittlerweile über der Spüle das Gesicht waschen und die Zähne putzen ;-)) **
Am nächsten Morgen habe ich mich kaum ins Badezimmer getraut, wie groß war die Sauerei> .... Allen Mut zusammengenommen, Tuch in einen Müllsack gepackt, Teichfolie drüber (die ist nämlich lichtdicht so wie die Badezimmerverdunklung) , Kaffee gemacht, Honig und Marmelade eingesammelt und ab zum Nachbarn. Dort war es schon gleißend hell, um also nicht noch mehr photochemische Reaktionen hervorzurufen, diesmal bei mir, Kantenfilter rauf und gefrühstückt. Das Chaos-Arrangement der Teller, Tassen, Messer und Schälchen hätte einen guten Spoerri abgegeben, aber leider musste das alles runter, dann schnell Tuch drauf, auf die komischbraunen Stellen, wo die Chemie war, Teller, Messer und Schüsseln arrangiert und einen Transparentausdruck eines Lochkamerafotos und raus damit in die Sonne. 20 min. belichtet. Währenddessen hatte ein BEkannter Fotos gemacht, dann auch mal den Kantenfilter vor die Spiegelreflex gehalten.
Danach ab zum Fixieren unter fließendem Wasser in die Badewanne. Nach einer durchlaufenden Badewannenfüllung war das Wasser endlich klar, noch mal zwei Spül- und Schleudergänge in die Waschmaschine ... Das Ergebnis war wunderschön! Delfter Blau in etwa, die Stellen, an denen die Gegenstände gestanden haben, wren weiß, das Lochkamerabild war auch zu erkennen und teilweise auch Nuancen in hellerem Blau , wo das Licht nicht so hinkam. Und das Ganze mit Batikstrukturen durch den experimentellen Verteilvorgang der Farbe. Etwas action painting war auch dabei.
Jetzt ist das Teil trocken und eine Freundin wird das Tuch säumen, falls ich es nicht mehr auf die Reihe bekomme....
das war ein künstlerischer Samstagmorgen...
lg rop


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