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Michael74 @, Rheinland-Pfalz, Donnerstag, 04. August 2022, 20:24 (vor 622 Tagen) @ KAtharina

Hallo Katharina,

ich gebe dir mit dem aufmunternden Post schon in einigen Punkten Recht.

Ich selbst kam mit Grauem Star auf die Welt. Ein Auge wurde erfolgreich operiert (Linse entfernt), das andere Auge war blind. Später musste es gar entfernt werden. Ich habe also in Sachen "Augen" schon einiges erlebt - weiß aber auch, dass es schlimmere Schicksale gibt. Auch die Reaktion der Mitmenschen war nicht immer schön. Aber ja, es macht einen auch stark, da man oft einstecken muss.

Vor einem Jahr hatte ich dann die Netzhautablösung, die mein einzig sehendes Auge gefährdete. Glücklicherweise kam meine Sehkraft fast vollständig zurück. Aber durch die OPs muss ich auch feststellen, dass es nicht mehr so wird wie vorher. Zumindest ist es auch noch so, dass ich gegen Augendruck ständig Tropfen nehmen soll - hier wird sich zeigen, ob es ein Dauerzustand sein wird. Nun ja, Tropfen - es gibt schlimmeres. In diesem Jahr war aber ständig was: neue Symptome, neue Probleme. Auch Corona zeigte mir, dass der Zustand meines Auges alles andere als stabil ist.

Ich bin weit von dem Leben vor der NHA entfernt, vor allem psychisch. Wenn ich mal dabei bin, etwas ruhiger zu werden und zumindest ein Alltagsleben in meinem "Mikrokosmus" zu führen, passiert was. Als "Mikrokosmus" sehe ich mein alltägliches Leben im nahen örtlichen Umfeld, z. B. Arbeit, einige Freizeitaktivitäten in naher Umgebung (längst nicht mehr alles wie früher). Und ich bin schon größtenteils damit zufrieden, wenn die Situation so bleibt.


Ihr seid unheimlich komplexe, einzigartige Wesen mit Schwächen und Stärken, Charaktereigenschaften und einem Körper der nicht nur aus Augen besteht.

Es ist natürlich so, dass jeder Mensch seine Probleme als die schlimmsten empfindet. Hier im Netzhaut-Forum sind es die Augen. Ein Mensch mit Bandscheibenvorfall wird diesen tagtäglich spüren. Ein gelähmter Mensch wäre froh, laufen zu können.

Sicher gehören eure Augen zu Euch, und die Geschichte die ihr dadurch erlebt.
Die Angst, die Schmerzen.
Aber auch die Stärke die daraus resultiert, schwere Zeiten überstanden zu haben.

Genau!

Aber die Augen machen euch nicht alleine aus, auch nicht den Hauptbestandteil eures Seins.
Je mehr Platz ihr dem Thema einräumt, je mehr ihr es erlaubt, desto mehr wird es euch beherrschen.
Es ist eure Entscheidung.

Das ist nicht immer einfach. Manche Symptome können einen schon verrückt und Angst machen.


Nutz die Chance und fragt Euch, was ihr noch möchtet im Leben. Welche Menschen euch gut tun. Wer nur Kraft und Energie kostet. Welche Themen es wert sind sich aufzuregen und zu kämpfen.

Diese Gedanken solle man sich unbedingt machen!! Und ich kann nur empfehlen, auch die notwendigen Konsequenzen zu ziehen! Ja, manchmal sind diese Veränderungen nicht leicht - vor allem im sozialen Bereich - aber meist geht es einem später besser.


Ihr könnt nicht erwarten dass Familienangehörigen und Freunde verstehen was mit Euch los ist, was ihr fühlt.
Ihr könnt es erzählen und beschreiben in einem ruhigen Gespräch, aus eurer Perspektive, und mitteilen was ihr euch wünscht von eurem Gegenüber.
Sagt einmal klar und deutlich was nicht mehr geht, und fragt wie der andere damit klar kommt.
Aber macht es nicht zum Dauerthema, das ist belastend für jede Beziehung.

Ja, diese Erfahrungen habe ich auch gemacht. Natürlich erwartet man Verständnis, aber wie sollen es Menschen nachempfinden, die 2 gesunde Augen haben?? Es gibt einige wenige Menschen, die mir zuhören. Sie bringen die Geduld auf. Aber den meisten ist das ganze zu komplex und langwierig. Es gibt auch Zeitgenossen, die nicht gut über Krankheiten und Schicksalsschläge sprechen können - oder auch nicht wollen, da man sich nicht mit Problemen anderer belasten will. Auf der Arbeit interessiert das Thema auch meist nur im Bezug auf "Arbeitsfähigkeit".


Und noch etwas:
jeder ist selbst verantwortlich für sein Glück.
Nicht der Partner, nicht die Kinder.
Das Leben ist, was ihr daraus macht.
Es ist EUER Leben, und ihr schreibt das Drehbuch dafür, niemand anderes.

Jep! Du hast schon Recht, aber unser Glück kann natürlich auch maßgeblich von den Reaktionen der Mitmenschen beeinflusst werden.


Nicht umsonst gibt es bei den Seminaren eine Gesprächsrunde für Angehörige.
Diese leiden oft mehr unter der Situation, als ihr denkt.

Auch das belastet mich oft. Meine Situation belastet meine engsten Mitmenschen. Sie fühlen sich hilflos, weil sie mir nicht helfen können. Unsere Mitmenschen sehen nur unser Leid und leiden mit.

Viele Grüße

Michael


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