Re: Sehminderung und Partnerschaft

Ursula (NRW), Montag, 08. Mai 2006, 19:26 (vor 6571 Tagen) @ Angelika (Bayern)


Als Antwort auf: Sehminderung und Partnerschaft von Angelika (Bayern) am 05. Mai 2006 19:23:05:


Hallo, Angelika,
du hast einen ganz heiklen, weil komplexen, Aspekt angesprochen.
Ich kann jetzt nur von einer Partnerschaft sprechen und das finde ich schon schwierig zu beschreiben. Mein Mann hat mit Sicherheit großes Mitgefühl mit mir und ist auch traurig/betroffen, wenn er bemerkt, wie groß die Seheinschränkung bei mir ist. Gleichzeitig "vergisst" er die Sehbehinderung und lässt mich dann auch schon mal "voll vor die Pumpe laufen", z.B. im dichten Menschengewühl saust er schnell wohin und ich steh unverhofft orientierungslos und leicht panisch mitten in der Menge, z.B. im Bahnhof.
Einerseits ermutigt er mich immer wieder, mir selbst die Zeit zu lassen, die ich brauche, um mich jetzt in meinem Leben mit den neuen Gegebenheiten zu gewöhnen. Andererseits stupst er mich immer wieder dazu, alles Mögliche auszuprobieren und zu testen, was ich alles kann und was mir Freude macht.
Jetzt könnte ich noch ganz viel Beispiele bringen. Zusammengefasst kann ich aber nur sagen: Wir müssen uns beide an die neuen Gegebenheiten gewöhnen, wir hatten beide - jeder für sich und auch gemeinsam - andere Pläne. Jetzt finden wir uns zusammen. Und das wird solange schwierig und turbulent bleiben, solange ich meine Erkrankung für mich nicht richtig sortiert habe. Es wird immer wieder zu Spannungen, Missverständnissen, Reiberein ... wg. der Augenerkrankung geben. Aber Hauptturbulenz ist erstmal meine eigene Unsicherheit, Unzufriedenheit, Mutlosigkeit, Orientierungslosigkeit .... solange bis ich mich orientiert habe, wieder mehr in mir ruhe und weiss, wie es für mich weitergehen kann.
Ich glaube, jegliche Krankheit - egal welche - verändert und prägt die Partnerschaft. Beide Partner müssen vom Grundsatz her bereit sein, sich drauf einzustellen. Dann klappt das schon.
Eins weiss ich ganz bestimmt: Mein Mann würde mich nicht wg. meiner Erkrankung und den damit verbundenen Einschränkungen verlassen (höchstens weil er mein Gezicke und ähnliches nicht mehr ab kann -))).
Liebe Grüße
Ursula


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