@Jochen+wen`s interessiert

Corinna (Hessen), Freitag, 11. November 2005, 19:56 (vor 6744 Tagen) @ Jochen

Als Antwort auf: Re: @Jochen von Jochen am 11. November 2005 18:52:54:

Hallo Jochen,

bei mir gibt es augenmäßig zum Glück nichts negatives zu berichten. Ich bin froh, dass alles soweit stabil ist.

Ich finde es toll, dass Du mit einem Visus von 3% einen Fahrplan am Bahnhof lesen kannst. Vielleicht bezieht sich Deine Visusangabe tatsächlich mehr auf die Ferne, die bedingt durch Deine extrem hohe Kurzsichtigkeit natürlich besonders betroffen ist. Ich kannte mal jemanden, der war auch so um die 25 dpt. kurzsichtig, konnte auf einen Meter Entfernung kaum etwas sehen, dafür aber normalen Buchdruck mühelos erkennen.

Ich habe sowieso die Erfahrung gemacht, dass "Prozente" nicht übertragbar und vergleichbar sind, da sich jede Sehbehinderung sehr individuell auswirkt. Der Visus alleine sagt nicht wirklich viel aus. Hinzu kommen beispielsweise Gesichtsfelddefekte, die im zentralen Bereich das Lesen sehr erschweren oder - wenn sie mehr in der Peripherie liegen - die Orientierung im Raum stark einschränken. Auch die Fähigkeit, Farben zu erkennen, das Kontrastsehen und ganz besonders das "stabile, gleichmäßige" Sehen, was man mit Öl im Auge z.B. nicht hat, spielen eine entscheidende Rolle. Sind z.B. die Linien krumm, der Seheindruck verkleinert oder sieht man/frau nur an einer oder mehreren winzigen Bezirken im Gesichtsfeld etc...so sind 3% oder vielleicht sogar 20% unter Umständen ungünstiger als bei jemandem, der einen gleichmäßigen "rund-um-Blick" hat.

Ein Bekannter von mir ist stark blendempfindlich. Tagsüber ist er auf der Straße nahezu vollblind. Wenn ich mit ihm jedoch in Dunkelheit unterwegs bin, so führt er mich (ich bin komplett nachtblind, d.h. ich sehe im dunkeln nur Lichter) problemlos zu einer Sitzbank in einem Park o.ä.. Das fasziniert mich immer wieder total!

Bei mir ist das Sehen (Visus auch 3%) recht konstant, nach einem längeren Arbeitstag nimmt allerdings das "Verzerrtsehen" zu, damit kann ich aber auch gut umgehen. Mehr Probleme habe ich bei der Orientierung in unbekannter Umgebung, da ich eben nur in einem bestimmten Winkel, an einer kleinen Stelle auf der NH und bei guter Beleuchtung etwas sehe. Treffe ich durch Augen- und Kopfbewegungen diesen Winkel nicht, so sehe ich null, treffe ich die Stelle gut, so ist es o.k. und ich erkenne die Umrisse und die Farben bzw. kann mit Vergrößerung lesen. Fahrpläne an einem Bahnhof erkenne ich – auch mit Monokular – nicht. Zum einen habe ich Probleme, in so einem Kasten die richtige Stelle zu finden zum anderen reflektiert die Glasscheibe davor so, dass für mich absolut nichts sichtbar ist.

Also, das ganze Sehsystem ist ungeheuer kompliziert aufgebaut und von vielerlei Bedingungen abhängig.
Ich wünsche Dir alles Gute!
Gruß
Corinna


gesamter Thread:

 RSS-Feed dieser Diskussion

powered by my little forum