kognitive / Wahrnehmungsstörungen nach NHA
Hallo zusammen,
Ich bin neu hier, mich hat es vor etwa 2 Monaten erwischt, als ich plötzlich bemerkte, auf dem linken Auge nur noch ein eingeschränktes Gesichtsfeld wahrnehmen zu können kurz darauf begleitet von den typischen Symptomen.
Mit nicht mal 35 Jahren, ansonsten absolut gesunden Augen und auch sonst keinen bekannten Krankheiten absolut selten, ein Unfall mit dem Auge ist mir auch nicht bekannt.
Glücklicherweise ist nach erfolgreicher Virektomie trotz geringfügiger Makulabeteiligung der Visus enorm gut geblieben, d. h. beim Sehtest gibt es keine messbaren Auffälligkeiten.
Spannend wirds jedoch nun bei der generellen Wahrnehmung. Mir fiel auf, dass nachdem das Gas im Auge entfernt war ich gerade Linien als krumm wahrnehme, Abstände falsch einschätze usw. - also Metamorphopsie.
Am meisten fordern mich derzeit jedoch objektiv quasi nicht messbare und auch subjektiv nur schwer einzuordne kognitive Wahrnehmungsstörungen heraus. Mir scheint die leichten bewusst wahrnehmbaren Verzerrungen sind nicht die einzige gebliebe Baustelle. Ich bin derzeit ständig von starker Müdigkeit und besonders nach anstrengenden Sehphasen von Lichtempfindlichkeit, Schwindel und Übelkeit geplagt.
Hinzu kommen auch teils seltsame Verarbeitungsstörungen wie dass ich z. B. länger brauchte in dynamischen Situationen Textinformationen zu verarbeiten obwohl die Buchstaben klar erkennbar waren oder beim Versuch nun mal selbst vprsichtig wieder Auto zu fahren in erstmal ländlichem Gebiet mit Beifahrer war nach kurzer Zeit quasi nur noch Augenachonen angesagt. Während des Fahrens kam es ebenfalls zu seltsamen kognitiven Verzögerungen in der Wahrnehmung:
Ich konnte in einer Situation nicht sicher beurteilen, ob eine Kreuzung frei war und blieb erstmal stehen bis ich die Situation erst nach wenigen Sekunden und nach Rückversicherung beim Beifahrer in die Aktion "weiterfahren, ist frei" umsetzen konnte.
Mir erscheint das auch alles nach Rücksprache mit Haus- und inzwischen gewechselt Augenarzt für plausibel klar auf die Schädigung / Neuanordnung der NH zurückzuführen, also klar physische Phänomene und nicht etwas psychisches (wobei letztere auch nur neuronale Aktivität ist) zu sein.
Die Info, die ich zu einfacher objektiv erfassbaren Symptomen wie Schwindel, Übelkeit, starke Ermüdung bei visuell anspruchsvollen Tätigkeiten - leider ist mein Beruf als Softwareentwickler maßgeblich davon geprägt - bekam, war die spannende Erkenntnis, dass die NH nicht nur rein die Lichtsignale ans Gehirn weiterleitet, sondern bereits dort komplexe / medizinisch nicht einfach erfassbare neuronale Vorverarbeitung stattfindet, bevor die Signale zum restlichen Gehirn wandern.
Sie entsteht beim wachsenden Baby quasi aus Hirngewebe und sei deshalb quasi ein vorgeschaltezer hochkomplexer Teil des Gehirns und über das zentrale Nervensystem enger mit dem visuellen Zentrum verknüpft als z. B. andere Sinnesorgane. Daher sei es nicht verwunderlich, dass bei Beschädigungen ähnlich komplexe Symptome auftreten können wie bei Hirnschäden selbst, insbesondere wenn wie bei mir ironischer Weise der rein messbare Visus-Wert wieder so gut ist.
Aussagen der Ärzte sind, dass es auf jeden Fall Gewöhnungseffekte gibt und die Tendenz ist, dass präventive Schonung nicht nötig ist, eher Training. Bei Überlastung meldet sich ha auch zwangsläufig das System mit starker Müdigkeit, Kopfschmerzen usw ab. Ich vermeide deshalb auch das medikamentiv zu unterdrücken. In dem Zusammenhang hatte ich auch neulich erst eine narkoleptische Erfahrung als ich am Bildschirm sehr müde noch was fertigstellen wollte und dabei einschlief, nach paar Minuten erwachte ich etwas desorientiert.
Von pot. lebensbedrohlichen Aktionen v. A. mit stark erhöhtem Risiko für unbeteiligte Dritte wie alleine in dichtem Verkehr Autofahren lasse ich weiterhin erstmal die Finger, ich fahre momentan nicht mal mit dem Rad, da ich auch zu Fuß plötzlich gelegentlich ins Stolpern gerate.
Glücklicherweise komme ich sehr gut mit dem ÖPNV und zu Fuß zurecht.
All das haben mir interessanter Weise nun auch unsere aufkommenden KI-Chatbots sehr ähnlich wie mein Hausarzt und Augenarzt so einordnen können.
Unter diesen Gesichtspunkten scheinen mir all diese nicht genau greifbaren gelegentlichen kognitiven Eigenheiten sobald das beschädigte Auge mitwirkt absolut nachvollziehbar.
Dennoch würde ich gerne doch lieber auch von menschlichen Leidensgenosse erfahren, ob hier jemand ähnliche Erfahrungen machen musste und wie lang es dauerte, bis das Gehirn an die neue Informationsverarbeitung gewöhnt war.
Liebe Grüße und stets gute Besserung,
Daniel