Erfahrungsbericht NHA Alex - 2 Monate nach OP
Es ist jetzt auf den Tag zwei Monate her, dass ich meine Vitrektomie wegen Netzhautablösung hatte, in denen ich mir bestimmt drei Wochen lang auf dem Bauch liegend und fast verzweifelt alle Erfahrungsberichte und Beiträge mit 'Pupille', 'Pilocarpin' oder 'Sehschärfe' vorlesen gelassen habe. Jetzt, wo einigermaßen Stabilität eingekehrt ist, möchte ich mit meinem Erfahrungsbericht ein bisschen etwas zurückgeben.
Die lange Vorrede kann ich bestimmt abkürzen, weil ihr sie so oder so ähnlich leider selbst erfahren haben könntet:
Tag 1: plötzliche Glaskörperblutung wegen Netzhautrissen (größere und stärkere Glaskörpertrübungen als sonst und ein Pixelraster, was wohl die Blutkörperchen sind). Wurde gelasert.
Tag 10: Netzhautloch, aber im bereits gelaserten Bereich.
Tag 17: Erster Tag der NHA, sichtbar als schwarzer Fleck, der wie eingebrannt in meinem Sichtfeld war. Bis Tag 25 habe ich insgesamt drei verschiedene niedergelassene Ärzt*innen deswegen gesehen und wurde immer mit den Worten entlassen, ich rede mir das ein, da wäre nichts zu sehen, ich würde selektiv hören, es sei nur eine Glaskörpertrübung, etc.
Tag 25: Als ca. 1/4 meines Gesichtsfeldes verschwunden war, bin ich auf eigene Faust und eigene Rechnung in die Augenklinik Berlin-Marzahn gegangen. Mein größtes Learning bei der Sache: nicht erst in eine Augenarztpraxis gehen, sondern gleich in die Klinik. Die Makula war knapp noch nicht beteiligt, ich erhielt eine gute Prognose und wurde am gleichen Tag operiert (danke unbekannterweise an den Fall, der mir zuliebe von der OP-Liste gestrichen wurde) und erhielt 30% Gas und natürlich Lasern, Lasercerclage und Kryo.
Vier Baustellen machten mir im Nachhinein Sorgen, für die es aber eine einfache Erklärung bzw. Lösung gibt:
1. Ein dunkler Fleck an der Stelle, wo die Netzhautablösung angefangen hatte. Auch gut sichtbar in der Gesichtsfeldmessung. Ich bin von Praxis zu Praxis, weil ich das Gefühl hatte, er wuchs, wenn auch langsam, und weil ich im Vorfeld so schlechte Erfahrungen gemacht hatte. Besonders, wenn ich für ein paar Sekunden die Augen schloss und dann wieder aufmachte, war er sichtbar. Nach drei Wochen verlief er sich und blieb im Wachstum einfach stehen. Es ist einfach ein Restchen, vielleicht Schädigungen durch Laser und Kryo oder durch die NHA an sich, das ich jetzt eben als kleines Souvenir behalte :)
2. Entzündung. Ich hatte wohl eine besonders heftige Entzündungsreaktion. Ich sah bei der Entlassung geschwollener aus als meine Bettnachbar*innen am ersten Tag, konnte erst nach einer Woche das Augenlid leicht von selbst heben und habe auch jetzt, nach zwei Monaten, ein völlig rotes Auge. Zum einen hat man wohl mindestens solange rote Augen, bis sich die Fäden aufgelöst haben (bei mir 8 Wochen), zum anderen tut es nicht besonders weh und solange es irgendwann wieder weggeht, ist alles gut.
3. Pupillengröße. Die Pupille reagiert seit der OP nicht mehr auf Licht. Besonders blendempfindlich bin ich deswegen nicht, aber ich sehe alles doppelt und verschwommen, wie eben nach pupillenerweiternden Tropfen. Daraufhin hat man mir in der Klinik in der 3. Woche Pilocarpin mit Stärke 2 gegeben, was mir allerdings nicht gut bekommen ist (acht Stunden Augenmuskelkrämpfe, bis ich wieder pupillenerweiternde Tropfen bekommen habe, die Wirkung hat nicht von selbst aufgehört, erneute Glaskörperblutung aber zum Glück nicht von der Netzhaut), andererseits ist die Pupille seitdem nur noch halbgroß, was die Sehqualität ein bisschen verbessert hat. Trotzdem hat mir meine Augenärztin jetzt eine Iris-Print-Linse verschrieben. Ich habe zwar bisher keine Kontaktlinsen vertragen, aber drückt mir die Daumen ;)
4. Sehschärfe. In der 4. Woche hatte ich noch eine Sehschärfe von 40%. Das hat mich besonders verzweifelt, weil mir so eine gute Prognose gesagt wurde. Vor der OP hatte ich 110% + keine Makulabeteiligung = nach der OP genauso gut. Nach dem Pilocarpin in der dritten Woche hatte ich allerdings zeitweise sogar nur 25%. Aber von 4.-6. Woche ging es plötzlich auf 100% - ich konnte es kaum glauben! Vor allem aber, weil ich weiterhin so unscharf gesehen habe. Auf die Ferne liegt das wohl an der Pupille, auf die Nähe daran, dass ich seit der OP auf dem Auge plötzlich mittelstark weitsichtig bin (3 Dioptrien). Auch hier hatten mir zwei Optikerinnen gesagt, dass es nicht korrigierbar sei, bis eine dritte mir dann eine Gleitsichtbrille mit Prisma angefertigt hat. Nächstes Learning für mich: Wähle deine Optiker*innen genauso gründlich aus wie die Augenarztpraxis oder Augenklinik.
Insgesamt war ich 7 Wochen krankgeschrieben und bin ohne Hamburger Modell wieder in meinen bisherigen Jobs. Bei 8 Stunden Bildschirmarbeit bekomme ich schon manchmal noch Augenmigräne, Kopfschmerzen und muss ein Auge abdecken, weil es doppelt sieht, und bei 6 Stunden bücken und schwer heben habe ich schon noch häufiger Angst, das wieder etwas reißt, aber länger habe ich auch keine Krankschreibung bekommen und ich habe das unglaubliche Glück, eine Psychotherapie bekommen zu haben, in der ich über meine Ängste sprechen kann. Schließlich tröste ich mich auch immer mit dem Gedanken, dass ich nur noch vielleicht 10 Jahre durchhalten muss, bevor KI unsere Augen ersetzen kann, und mit den Worten, die ich von KAtharina in dem Forum gelesen habe: Ich glaube lieber an den Best Case als an den Worst Case - der ist angenehmer und genauso wahrscheinlich :)
Danke an Euch und Eure Beiträge, an die Augenklinik Marzahn, die mich sofort und sehr gut operiert hat, und an die liebe Augenärztin, die ich durch meine Odyssee endlich gefunden habe :)