Erfahrungsbericht Brigitte

Brigitte, Samstag, 04. August 2012, 21:30 (vor 4282 Tagen) @ KAtharina

Meine letzte Op liegt jetzt mehr als ein Jahr zurück. Ich gehe jetzt mal davon aus, dass mein Sehvermögen stabil ist, und wage es, meinen Erfahrungsbericht zu posten. Wer keine Schauergeschichte lesen möchte, der beschränke sich auf den letzten Absatz. Alle Anderen können meine ziemlich traumatische Krankengeschichte mit verfolgen.

Das Elend begann an einem Freitagabend im Dezember 2010, als mir ein Sektkorken gegen das RA flog. Dabei sah ich für den Bruchteil einer Sekunde einen heftigen Blitz. Danach fiel mir auf, dass sich bei Augenbewegungen in der rechten äußersten Ecke immer ein kleiner Blitz zeigte. Gleich am Montag rief ich beim AA an, schilderte die Symptome und wurde aufgefordert, sofort vorbeizukommen. Der AA diagnostizierte eine alte NHA. Wohlgemerkt: eine alte (!) NHA. Der Sektkorken war also unschuldig.

Am nächsten Tag fand ich mich als Notfall im Krankenhaus wieder. Operiert wurde konservativ. Es wurde von außen eine buckelnde Plombe aufgenäht, und der Riss wurde mit einigen Kryo-Schüssen abgeriegelt. Eine Woche später war ich wieder arbeiten. Am meisten belastete mich, dass ich wegen des Kälteödems Kortison einnehmen musste. Mit diesem Medikament kam ich überhaupt nicht zurecht. Ich habe kaum noch geschlafen und war schwerst aggressiv. Meine Beine hatten ein rotweißes Streifenmuster angenommen. Am schlimmsten, weil irreversibel, war, dass ich auf beiden Augen einen kortisonbedingten Grauen Star bekam. „Cataracta corticonuclearis“ hieß es in späteren Arztberichten. Als ich dann nach drei Wochen mit dem Kortison aufhören konnte, war ich überglücklich und meinte, nun sei alles überstanden.

Ein Irrtum. Etwa sechs Wochen nach der Op schob sich ein grauer Keil in das Sehfeld. Zuerst dachte/hoffte ich, ich hätte einen Fussel auf der Brille. Das war leider nicht der Fall. Das Sehvermögen auf dem RA verschlechterte sich rapide. Innerhalb weniger Tage kam mir die Lesefähigkeit abhanden. Gerade Linien sah ich wellig. Der AA stellte eine epiretinale Gliose mit einem ausgeprägten Begleitödem fest. Dagegen half nur ein Membrane-Peeling, so dass mir eine ppV nun doch nicht erspart blieb. Ich entschloss mich, diese Op in einer Tagesklinik vornehmen zu lassen, weil ich auf Krankenhaus so gar keine Lust hatte. Die Op verlief ohne Komplikationen. Gleich am ersten Tag nach der Op sah ich trotz der Gasblase besser als vorher mit der Gliose. Außerdem blieb mir diesmal die Kortisoneinnahme erspart. Stattdessen war mir noch während der ppV Triamcinolon in den Glaskörper gegeben worden, und ich musste Kortison-haltige AT anwenden. Ich befand mich in Hochstimmung und glaubte, jetzt würde alles wieder gut.

Aber dann … Am vierten postoperativen Tag sah ich plötzlich so ein schwarzes waberndes Etwas in das Sehfeld hineinragen. Was ist das> Eine zweite Gasblase> Bitte keine neue NHA. Doch. Also wieder ab zur Op. Meine Befürchtung, dass diesmal mit Öl tamponiert würde, bewahrheitete sich glücklicherweise nicht. Es wurde wieder Gas verwendet, allerdings diesmal Perfluorethan, das erst nach sechs Wochen resorbiert wird. Die NH lag nun an, aber leider war unter dem Gas die Kunstlinse, die mir bei der ersten ppV eingesetzt worden war, verrutscht. Das bedeutete, dass ich zu einer weiteren Op antreten musste zwecks Vorderabschnittrevision. Diese fand statt, nachdem sich das Gas vollständig verflüchtigt hatte, und verlief – man glaubt es kaum – gänzlich ohne Komplikationen.

Im Dezember 2011 schaffte mein RA einen Visus von 0,8. Mehr hat es vor den NH-Problemen wegen der hohen Kurzsichtigkeit auch nicht geschafft. Ich habe also mein altes Sehvermögen zurück. Besser geht nicht. Auch die Lesefähigkeit ist voll wiederhergestellt. Ich kann jetzt wieder jedes Augenpulver ohne Schwierigkeiten lesen, was für mich lebenswichtig ist, weil ich als Juristin jeden Tag viel Kleingedrucktes lesen muss. Ich denke, dass ich mit meinem Erfahrungsbericht vielen Netzis Mut machen kann, denn er zeigt, dass auch komplikationsreiche Krankheitsverläufe gut ausgehen können und dass es sich lohnt, um jedes Prozent Sehkraft zu kämpfen. Mein AA meinte, dass zum guten Ergebnis das Triamcinolon sehr beigetragen habe. Also liebe Netzis, verlangt Triamcinolon. Außerdem rate ich sehr dazu, diese HP und ihren hohen Informationswert zu nutzen. Ich habe hier sehr viel gelernt und erfahren, so dass ich in der Lage war, den AÄ die richtigen Fragen zu stellen.


gesamter Thread:

 RSS-Feed dieser Diskussion

powered by my little forum