Thorsten (linkes Auge)

fth68 @, Samstag, 21. November 2020, 20:35 (vor 1252 Tagen) @ KAtharina

Hallo liebe "Netzis",

in 2017 habe ich bereits einen umfangreichen Erfahrungsbericht gepostet Thorsten (rechtes Auge) - Teil #1, welcher den Leidensweg meines rechten Auges von einer Glaskörperabhebung über ein Foramen bis hin zu Netzhautablösung, OPs, Ölentfernung und Linsenaustausch in allen Details und Facetten beschrieb.

Ich dachte, damit hätte es sich auch, aber 2020 holte das Schicksal mich diesmal am anderen, linken Auge ein. Daher auch hier mein ausführlicher Bericht hierzu. Geschwätzig, wie ich bin, teile ich ihn in mehrere Beiträge, die dann als Antwort untereinander stehen.

Phase 1: Vorspiel am Glaskörper

Es begann Mitte Januar 2020, als ich am linken Auge seltsame, blitzartige Effekte bemerkte. Es wirkte anders als die typischen Netzhautzug-Blitze, die man vor allem im Dunkeln bemerkt. Bei mir waren es Blitze, die ich nur im Hellen bemerkte. Und immer exakt an derselben Stelle im Augenhintergrund.

Ein paar Tage habe ich abgewartet, aber irgendwann zog es mich dann sicherheitshalber doch zu meinen Augenärzten. Diese konnten sich aber auch keinen echten Reim darauf machen und auch nichts Schlimmes finden.

Aber die Effekte wurden nun doch langsam, aber beständig immer stärker, deutlicher und besorgniserregender. Eines Abends war es selbst bei leichtesten Kopfbewegungen am Zucken und ich buchte schon mental den nächsten Arzttermin, als es urplötzlich noch einmal aufblitze und dann die seltsame Stelle "in sich zusammenfiel". Übrig blieb dann dort eine Art Gel-Säckchen mit winzigen Glaskörperpartikeln/Trübungen gefüllt.

Mir wurde in diesem Moment klar, dass es sich offensichtlich um einen Glaskörperstrang gehandelt haben musste, der an der Netzhaut zog und nun abgerissen war. Nun gut, ich dachte, mit dem Ende des Blitzens ist nun alles wieder in Butter.

Aber weit gefehlt. In den folgenden Tagen bemerkte ich andere Effekte. Eine Art Schwabbeln des peripheren Sichtbereiches bei schnellen Augen- und Kopfbewegungen. Also offensichtlich der Glaskörper, der wiederum großflächiger an der Netzhaut klebt und bei Bewegungen daran zupft - so stellte ich es mir zumindest vor. Ich konnte nun nur warten und hoffen, dass meine Glaskörperabhebung (als die ich es mir selbst diagnostizierte) nun möglichst sanft, aber schnell vollständig durchkommt.

Phase 2: Glaskörperablösung

Letztendlich: Vollständig und schnell ja, aber leider nicht sanft. Nachdem die Schwabbeleffekte ebenfalls täglich stärker wurden, hatte ich wieder einen neuen Arzttermin. 2 Stunden vor dem Arzttermin machte ich noch einen Stadtbummel und in einem Geschäft wurde es dann auf einmal brisant in meinem Auge. Das Schwabbeln veränderte sich in ein Reißen, begleitet von kleinen, aufsteigenden Rauchsäulen, gefolgt von einem Aschregen aus winzig kleinen Flöckchen. Falls jemand so etwas bei sich bemerkt: Es handelt sich dabei um eine akute Blutung innerhalb des Auges, also sofort ab zum AA oder Notdienst!

Ich hatte ja schon meinen Termin und mein AA konnte so direkt einen Blick auf eine ultrafrische Glaskörperabhebung werfen. Er entdeckte die Blutung, die aber inzwischen aufgehört hatte und schaute sich in Mydriasis den Hintergrund sehr lange und genau an. Auch einige 'gestresste' Stellen, die in meinem visuellen Eindruck bedrohlich nachleuchteten, schaute er an. Als Fazit meinte er dann "Glück gehabt, sieht alles anliegend aus". Tja, schön wär's gewesen.

Phase 3: Netzhautablösung
Am nächsten Morgen hatte ich unten links im Sichtfeld immer noch bzw. stärker als am Vortag ein grünliches Nachleuchten, wie ein Blendeffekt, wenn man in die Sonne geschaut hat. Das machte mir Sorgen, aber ich fuhr dennoch zur Arbeit. Kaum im Büro angekommen, wurde mir aber klar, dass diese Sache ganz und gar nicht normal war. Ich begrüßte kurz die Kollegen und teilte ihnen mit, dass ich mich aber umgehend doch wieder krank melde, als wieder erneut eine Blutung einsetzte (Rauchsäule, Ascheregen). Ich fuhr sofort nach Hause, packte eine Kliniktasche und setze mich in den Zug zur Augen-Uniklinik Bonn, wo ich mich als akuter Netzhautablösungsfall vorstellte.

Nun sind Kliniken nicht unbedingt begeistert, wenn Patienten sich selbst diagnostizieren und als Notfall einweisen und meckerten am Empfang etwas herum. War mir aber egal, denn es war Freitag Mittag und von meiner letzten Augen-OP wusste ich, in was für einen Mist man geraten kann, wenn sich die Netzhaut ablöst und am Wochenende keine Operateure in der Klinik sind. Nach einer ganz kurzen Voruntersuchung waren die Ärzte dann aber auch konform mit meiner Selbstdiagnose und bereiteten mich für die OP vor.

Phase 4: NHA-OP und Erholung
Witzigerweise operierte mich derselbe Oberarzt, der mich auch schon 4 Jahre zuvor am anderen Auge operiert hatte. Ich fühlte mich gewissermaßen als Stammgast. Die OP verlief routinemäßig mit PPV, mein Glaskörper (das blöde Drecksding) war damit also auch links Geschichte. Weil aber abgelöste Stellen sowohl unten als auch oben am Auge gefunden wurden, bekam ich das längstwirkendste Gas, an dem ich fast 7 Wochen 'Freude' haben sollte.

Nun ja, unangenehm, aber wenn das Auge gut abheilt und die Netzhaut dann hält, war's das wert. Und so sah es dann auch aus. Als Glückspilz im Unglück kam ich vom Visus her nach 7 Wochen wieder bei 1,0 heraus.

Fortsetzung folgt...


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